Noch bis vor wenigen Jahren war Programmieren lernen vergleichbar mit dem erlernen einer nicht gerade einfachen Sprache. Programmiersprachen gibt es viele und manche sind mehr oder eben weniger komplex. Moderne Programmieransätze gehen nun so weit, dass eigentlich gar kein Code mehr geschrieben werden muss, vielmehr kann man einzelne Code-Module zusammensetzen und so Programme und Apps realisieren.
Was ist Low-Code genau?
Erst seit 2014 gibt es diesen Begriff des Low-Code, zu diesem Zeitpunkt wurde die erste Low-Code-Plattform geschaffen. Diese Plattformen ermöglichen es in sehr kurzer Zeit Applikationen zu erstellen. Sie benötigen wesentlich weniger Quellcode als andere Softwareentwicklungsmethoden und vereinfachen den gesamten Prozess enorm. Software wird hier sozusagen nicht mehr codiert, sondern aus vor-erstellten Modulen zusammengestellt. So fühlt sich der Prozess des Softwareerstellens mehr an wie die Arbeit mit WordPress als tatsächliches Programmieren, auch wenn jederzeit eigener Code mit in die Module integriert werden kann. Solche Plattformen erfreuen sich wachsender Aufmerksamkeit. Selbst Microsoft und Oracle bieten entsprechende Lösungen an.
Prinzipiell geht es bei den Low-Code Ansätzen darum, möglichst viele Konzepte zu verbinden und das eigentliche Schreiben von Code zu reduzieren oder sogar ganz zu erübrigen. Bei der Software- und Anwendungsentwicklung bieten aktuelle Low-Code-Plattformen Unterstützung unter anderem in folgenden Bereichen:
- Präsentationsschicht: Die UI-Elemente werden mit visuellen Editoren auf simple Weise zusammengeklickt.
- Geschäftslogikschicht: Prozesse und Geschäftsentitäten können auch mit visuellen Editoren zusammengefügt werden. Einzelne Prozessschritte und Logiken können von den Editoren vergleichbar mit Flowcharts umgesetzt werden.
- Datenschicht: Hier kann die Datenbankstruktur visuell mit einem ERM-Editor erstellt oder die Geschäftsentitäten komplett aus SQL-Befehlen heraus generiert werden.
- Dienste wie Authentifizierungen oder Autorisierungen können aus einer Menüstruktur heraus ausgewählt werden.
Man sollte jedoch bedenken, dass auch bei dem Low-Code Ansatz das in den meisten Fällen geltende Paretoprinzip in der Softwareentwicklung zum Tragen kommt: Die Plattformen können 80 Prozent der Ergebnisse eines Projekts erreichen, für die verbleibenden 20 Prozent müssen dann jedoch 80 Prozent des Gesamtaufwandes aufgebracht werden. Die komplexesten teile einer Software werden sich auch zukünftig nicht generieren lassen.
Wem nutzt das?
Low-Cost-Plattformen haben durchaus vielfältige positive Effekte. Hauptsächlichen Nutzen aus ihnen können dabei Unternehmen ziehen, die Projektlaufzeiten für Software wesentlich kürzer halten können als es bislang der Fall gewesen ist. Zeitersparnis ist also der Hauptnutzen des Low-Coding, im besten Fall wird gar kein Code mehr dazugeschrieben – No-Code. Der Aufbau einer kompletten Entwicklungsumgebung wird durch Low-Code-Plattformen enorm vereinfacht. Ob sich dieser Ansatz im einzelnen Projektfall lohnt oder nicht, muss immer detailliert erwogen werden.
Prinzipiell sind zumindest die Ansätze der Low-Code-Plattformen bereits einige Jahre alt, durch den technischen Fortschritt allerdings hat es sich erst jetzt ergeben dass solche Plattformen sinnvoll genutzt werden können. Durch die Visualisierung können viele Dinge vereinfacht werden, komplexe Dinge müssen jedoch nach wie vor kodiert werden.
Inwiefern sich diese neuen Arten des Programmierens durchsetzen werden bleibt abzuwarten. Vielleicht stellt sich dieser Ansatz letztendlich auch nur als nette Spielerei heraus oder wird zu Lernzwecken eingesetzt, etwa um junge Menschen an das Programmieren heranzuführen. Der Bedarf an Personen mit „echten“ Programmierkenntnissen bleibt auf jeden Fall erhalten. Low- oder No-Code hin oder her.